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28. November

1. Sonntag in der Adventszeit

Von Christoph Stender

Dieses Jahr könnte es ja was werden! Denn, der entsetzten Feststellung vergangener Jahre, “Weihnachten sei total überraschend gekommen”, könnte man in diesem Jahr die Adventszeit 2010 entgegensetzen.

Die Adventszeit ist zwar auch eine “Fastenzeit”, aber zuerst einmal eine “Hinschau Zeit”.

Sich in den Blick nehmen, Gewohnheiten hinterfragen, das persönliche Umfeld sondieren, die eigenen Visionen – sofern man welche hat – auf den Prüfstand stellen, das ist der Stoff aus dem die Adventszeit gewoben ist.

Also, wer Lust auf sich selbst hat und keinen Bock mehr so gerade an Weihnachten vorbei zu schrammen, der ist hier eingeladen zu Augenblichen der Konzentration.

Ausgangspunkt zum 1. Adventsonntag: “Macht hoch die Tür”? (klassisch)

Georg Weißel, 1590 in Domnau (Ostpreußen) geboren, verfasste diesen Text vor 1623. Auch dieses Adventlied hat einen gesellschaftlichen Hintergrund, vor dem dieses Lied der Sehnsucht und seine Sprache besser zu verstehen sind.

Der beginnende 30jährige Krieg (1618 bis 1648) bestimmte zunehmend den Alltag der Menschen. Gründe des Krieges waren der Kampf um die politische Vormachtstellung unterschiedlicher Herrscherhäuser im damaligen “Europa” (Hegemonie), sowie der Kampf der Christlichen Konfessionen gegeneinander um jeden Zentimeter Erde und Mensch des je “anderen” Bekenntnisses. (Hier sei nur erinnert an den bekannten Prager Fenstersturz.)

Dieser Krieg zerrte die Männer ins Feld, die Gesellschaft in den Untergang, die Familien in die Armut, das Individuum in die Verzweiflung und ungezählte Menschen in den Tod.

Der Krieg machte alles zum Gefängnis, die eingeschnürten Herzen der Menschen, den Hass der Konfessionen, die Armut in den Familien, die Machtgier der Mächtigen.

Da sind der Hoffnung Tor und Tür geöffnet, es möge jemand kommen, für den es lohnt mit aller Kraft die Tore dieser Gefängnisse aufzureißen, damit einziehen kann, wer einzig die Hoffnung auf Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit erfüllen kann.

Dietrich Bonhoeffer der Theologe und Widerstandskämpfer schreibt Ende November 1943 im Gefängnis der Gestapo: “So eine Gefängniszelle ist übrigens ein ganz guter Vergleich für die Adventssituation; man wartet, hofft, tut dies und jenes – letzten Endes Nebensächliches – die Tür ist verschlossen und kann nur von außen geöffnet werden.”

Die Menschen betroffen von der Gefangenschaft des 30jährige Krieges, wie auch Bonhoeffer betroffen von der Gefangenschaft seiner Zelle setzen auf einen allein all ihre Hoffnung, auf Christus.

Wir möchten einladen, heute am 1. Adventsonntag einfach und mal eher grundsätzlich der Frage (neu) nachzugehen: Auf wen setzte ich, was erwarte ich, was brauche ich?

Zwei erste Strophen des Liedes “Macht hoch die Tür” sollen helfen in diese Überlegungen einzusteigen.

1. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.
(traditionell, GL. 107)

1. Wach auf, du Mensch und öffne dich weit, Gott kommt im Glanz der Einfachheit.
Kein König und kein Königreich so unser Freund und Heil zugleich.
Der Lebensfreude mit sich bringt, mit ihm das neue Lied erklingt:
Ich lobe meinen Gott, den Schöpfer voller Tat.
(Aus: Christoph Stender, Mit beiden Beinen auf der Erde, S. 38, Bergmoser & Höller Verlag, 1996.)