Zum ersten Mal beim Aachener CSD
Was macht ihr denn hier? Eure Institution hat unsere Ausgrenzung und gesellschaftliche Diskriminierung auf dem Gewissen“ – da haben die Jugendlichen Recht. Im Laufe des Gespräches wird deutlich, dass sie – obwohl sich der Wind im Bistum Aachen gegenüber queeren Menschen gedreht hat – immer noch vor Ort Ablehnung erfahren. Sie wollten in ihrer Gemeinde die Regenbogenflagge hissen – der alte, nun leider verstorbene Priester hätte da sicher mitgemacht – der junge, neue nicht. Die engagierte Jugendliche ist sich sicher, dass sie mit 18 Jahren austreten wird. Die jungen Leute diskutieren mit uns auf Augenhöhe, lassen sich auf das Gespräch ein und zeigen so, dass es richtig ist, hier beim Aachener CSD ansprechbar zu sein – der Ärger, die Wut und die Verletzungen wollen wahr-genommen werden. Darum geht es: sichtbar werden wollen die vielen queeren Menschen – nicht länger verdeckt, sondern offen und frei die eigene Identität leben. Die Organisator:innen hatten nach 2 Jahren Corona-Pause nicht mit einem solchen Zuspruch gerechnet. 1700 Teilnehmer:innen an der bunten CSD-Parade hat die Polizei gezählt. Unterwegs erfahren wir im Gespräch, dass die „neue Freiheit für queere Menschen“, die durch die Reform der kirchlichen Grundordnung bundesweit gesichert werden soll, hier durchaus noch Lücken aufweise: Die Initiative #OutInChurch weist hinsichtlich des Entwurfs zur neuen Grundordnung darauf hin, dass unklar sei, ob transidente, intergeschlechtliche und nichtbinäre Menschen hier ebenfalls erfasst und geschützt seien, da sie im Wortlaut nicht vorkämen. Frauen mittleren Alters freuen sich, dass wir da sind – sie sind in ihrem Glauben fest beheimatet – er hilft ihnen zu ihrer queeren Identität zu stehen. Wie rechtssicher ist es für angehende queere Sozialarbeiter:innen, die an der KATHO studieren, zukünftig bei einem katholischen Träger zu arbeiten? Sind sie bei katholischen Trägern willkommen – wir werden zum Gespräch vor Ort eingeladen. Ein junger Mann freut sich nahezu euphorisch, dass wir da sind, der Film von #OutInChurch hat ihn zutiefst bewegt. Als er sich in seiner Gemeinde als schwul geoutet hat, hat er massive Diskriminierung erfahren. Wir sagen zu, hier anonymisiert Beschwerde einzureichen und der Sache nachzugehen. Am Ende der Veranstaltung bedanken wir uns bei den Initiator:innen des CSD für die Gastfreundschaft und die Bereitschaft mit der „Täter:innen-Organisation“ hier zusammen zu arbeiten. Wir wollen im Gespräch bleiben – viel es noch zu tun, bis die bereichernde Buntheit von geschlechtlicher Identität und sexueller Vielfalt in unserer Kirche den ihr angemessenen Schutzraum erfahren und Heimat finden kann.