mentorat aachenMentorat für Lehramtsstudierende der Katholischen Theologie an der RWTH Aachen

Aktuelles*

Neuigkeiten und Ankündigungen rund um das Mentorat Aachen.

Umgang mit der MHG Studie

Liebe Studierende,

als Verteter*innen von katholischer Kirche werden Sie sicherlich mancherorts auf das Thema „sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche“ angesprochen.

Im November 2018 wurden dazu die Ergebnisse der von der deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegebene MHG-Studie vorgestellt.  Damit Sie sich hiervon selbst ein Bild machen können, hänge ich meinem Brief hier auch die Gesamtstudie an.

Zur Zeit wird nun in den einzelnen Bistümern diskutiert, wie mit dem Empfehlungen der Studie umgegangen werden soll.

Gestern hat nun die  Gemeinsame Versammlung der Diözesanen Räte (Zu diesen zählen der Diözesanpriesterrat, der Diözesanpastoralrat, der Diözesanrat der Katholiken, der Diözesankirchensteuerrat und der Diözesancaritasrat.) gefordert: es muss eine externe Anlaufstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt geschaffen werden, die unabhängig vom Bistum arbeitet. Zudem muss es eine externe, unabhängige Aufarbeitung der Vergangenheit geben. Beides hat der Bischof von Aachen Dr. Dieser bei der Gemeinsamen Versammlung zugesagt.

Das begrüße ich als Leiterin des Mentorates Aachen ausdrücklich.

Doch darüber hinaus schließe ich mich den Forderungen einiger theologischer Fachleute (u.a. Pater Mertes, der am Canisius-Kolleg in Berlin einst den Missbrauch öffentlich gemacht und damit die öffentliche Diskussion innerhalb und außerhalb der Kirche initiiert hatte) an, welche als weitere notwendige Konsequenzen aus der MHG-Studie fordern: 

„Wir appellieren deshalb an unsere Bischöfe: Vertrauen Sie dem Glaubenssinn Ihrer Gläubigen, und gewinnen Sie der Kirche Wahrhaftigkeit und Weite zurück, ohne die das Evangelium nicht atmen kann! Nehmen Sie Ihre geistliche Vollmacht für mutige Reformen in Anspruch: Binden Sie sich selbst durch echte Gewaltenteilung – das passt besser zur Demut Christi und in den Rahmen der für alle geltenden Gesetze. Bauen Sie die Überhöhungen des Weiheamtes ab, und öffnen Sie es für Frauen. Stellen Sie den Diözesanpriestern die Wahl ihrer Lebensform frei, damit der Zölibat wieder glaubwürdig auf das Himmelreich verweisen kann. Hören Sie auf das Zeugnis der Bibel und auf die Erfahrungen von Gläubigen, und machen Sie einen Neustart mit der Sexualmoral – eine verständige und gerechte Bewertung von Homosexualität inklusive.“*

Ich freue mich, wenn Sie sich persönlich in die Diskussionen vor Ort einbringen und hier auch ihre eigenen an der Hochschule erworbenen theologischen Kompetenzen mit einbringen.

Nehmen Sie Stellung, zeigen Sie Flagge für eine zeitgemäße Auslegung des Evangeliums!
In diesem Sinne grüße ich Sie herzlich und wünsche Ihnen den Mut für Ihre Überzeugung einzustehen.

Anita Zucketto-Debour
Leiterin des Mentorates Aachen

* Der Offene Brief erschien zuerst am 03.02.2019 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

MHG-Studie (PDF)